Medien und Autobahnglotzer

Seit 2 Tagen beherrscht der Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich jetzt sämtliche Nachrichten zu fast 100%. Es gibt nichts anderes mehr – so als ob das erste Mal ein Flugzeug abgestürzt wäre, oder zumindest das erste Mal ein „deutsches“. Sämtliche auch die absurdesten Fragen in diesem Zusammenhang werden immer wieder gestellt, um von den zahlreichen selbst- oder von den Redaktionen ernannten Experten ausführlichst beantwortet zu werden. Ein gegenseitiges sich Überbieten in spekulativen Fragen und Antworten.

Natürlich sind ausführliche Berichte,  Trauer und Mitgefühl angesichts eines tragischen Flugzeugunglücks notwendig, aber was hier passiert, das ist zu oft im besten Fall  naiver, im schlimmsten Fall übelster Betroffenheitsjournalismus, dem es zu allerletzt um die Opfer und die betroffenen Menschen geht. Da wird ein emotionsgeladenes Thema bis zum Erbrechen ausgereizt. Es geht  um Auflage, es geht um Quoten. Vor allem geht es darum, den tagesaktuellen Wettbewerb unter den Medien zu gewinnen. Sensationsjournalismus auch bei vielen Nicht-Bolulevardmedien – auf dem Rücken der Opfer.

Die hyperventilierende „Betroffenheit“ mancher Journalisten, bzw. Moderatoren, z.B. in der „Morningshow“ von SWR 3 heute morgen (Dienstag, 25. März), vorgetragen mit tremolierender Stimme und hörbar „feuchtem“ Blick, hat kaum Nachrichtenwert. Sie ist vor allem Wichtigtuerei und befriedigt das gleich Bedürfnis, dem auch die Autobahnglotzer nachgeben. Sie hilft nicht, sie beutet nur das Ereignis medial aus.

Ich würde mir einen „ähnlichen“ Medienhype wünschen, wenn wieder mal zu Hunderten Flüchtlinge im Meer ertrinken. Doch da gibt es keinen 45 Minuten – Brennpunkt und keine 3tägige Trauerbeflaggung. Da gehen wir schnell zur Tagesordnung über.